14.02.24 - Spiritleaks Redaktion

Ich und mein Ich

Denken und Wahrnehmen und das wahre Selbst

Starten wir mit einer kleiner Überlegung: Stellt euch vor, ihre seid auf dem Weg zur Arbeit. Aus ökologischen Gründen fahren wir heute natürlich mit dem Fahrrad. Ihr fahrt los und ohne zu überlegen, schlagt ihr den richtigen Weg ein. Ihr tretet in die Pedal, ohne zu überlegen, wie das mit dem Fahrradfahren noch einmal war. Das geht alles ganz automatisch - ganz von allein. Hier haben wir es mit dem Unterbewusstsein zu tun. Im Unterbewusstsein speichern wir alles, was wir oft wiederholt und oft geübt haben. Dazu zählen übrigens nicht nur Aktivitäten wie das Fahrradfahren, sondern auch antrainierte Verhaltensmuster. Gute und schlechte Gewohnheiten speichern wir hier, unsere Sicht auf die Dinge und sogar der gefürchtete innere Schweinehund hat hier sein kuscheliges Zuhause. Mit dem Unterbewusstsein beschäftigen wir uns an anderer Stelle etwas intensiver. Wir kehren zurück zum Fahrradfahren.

selbst

Zwiegespräch

Was man beim Fahrradfahren so denkt

Während ihr euch so abstrampelt, genießt ihr vielleicht die schöne Umgebung. Aber über kurz oder lang, versinkt ihr in Gedanken. Und da finden nun ganz wunderbare Zweigespräche statt. Da fällt einem z.B. ein, das man ja noch Blumen besorgen muss, weil Tante Getrud heute Geburtstag hat. Hole ich die jetzt, oder erst nach der Arbeit? Eine Stimme in eurem Kopf meint, lieber nach der Arbeit, man ist doch schon so spät dran. Nein denkt man, was man erledigt hat, hat man erledigt. Die Stimme mein daraufhin, nein mache später, ich habe da so ein komisches Gefühl. Aber nach der Arbeit muss ich ja auch so hetzen, und ich möchte einfach nicht zu spät zur Arbeit kommen .... Solche Zwiegespräche kennt jeder. Man könnte meinen, ja da reihen sich einfach die eigenen Gedanken aneinander. Aber schaut mal genau hin, da scheint es doch zwei Gesprächspartner zu geben. Einer möchte die Blumen jetzt abholen, der andere lieber nach der Arbeit. Und wenn ihr noch genauer hinschaut, ist dieser zweite Gesprächspartner den ganz Tag an eurer Seite. Er kommentiert alles, wirklich alles. Und wenn ihr Abends ins Bett geht, quatscht er immer noch und ihm fallen ganz abstruse Dinge ein, über die man doch jetzt noch nachdenken könnte. Hier haben wir es nun mit dem, in spirituellen Kreisen als höheres Selbst bezeichneten, wahren ICH zu tun. Aber das wahre ICH ist nicht der redende Part, sondern der zuhörende. Du selbst, dein wahres Selbst ist immer der, der zuhört.

Höre auf deine innere Stimme sagt man

Liest man etwas über das Meditieren, geht es immer darum, den Geist zu beruhigen. Und wer das schon mal versucht hat weiß, so einfach kann man seine Gedanken gar nicht zum Schweigen bringen. Unserem Geist fällt immer wieder etwas Neues ein. Unentwegt tauchen neue Gedanken am Horizont auf. Ganz schön nervig. Der Zauber liegt darin, diesen Gedanken keine Beachtung zu schenken und das kann man in der Tat lernen.

Schaut ihr jetzt aus dem Fenster erfasst ihr das Bild im Bruchteil einer Sekunde. Ihr wisst sofort, was alles zu sehen ist, was anders aussieht als sonst ... Wetter, wie grün alles schon ist, ob es geregnet hat und der Boden nass ist ... es ist alles sofort da. Und nun kommt das Gehirn, oder genauer gesagt das redende Ich und meint, euch erzählen zu müssen, was ihr da alles seht. Das kann nun dauern. Und weil es dauert, beeilt es sich, fängt an zu schludern und oberflächlich zu werden und und und ... Das wahre Ich weiß das ja alles schon, aber es lässt sich gefangen nehmen und hört eben zu. Dieses Zuhören macht dann den entscheidenen Unterschied. Beim Meditieren hört ihr nicht zu.

Wer das schafft, der kann in einer Meditation ganz Wunderbares erfahren. Nämlich sich selbst. Hier kann man sich selbst fühlen, sich selbst erfahren und mit viel Übung erhält man einen reinen, klaren Blick auf das eigene Selbst. Hier findet übrigens alles statt, was man als übersinnliche Wahrnehmung bezeichnet. Sobald wir bei einer solchen Erfahrung jedoch unsere Quasselstrippe zu Wort kommen lassen, sieht diese sich sofort dazu angehalten, das Erfahrene zu beschreiben, zu kommentieren und auch zu erklären. Und wenn es in unseren bisherigen Erfahrungen noch nichts Ähnliches gibt, dann wird sie uns weismachen wollen, das wir es uns nur eingebildet haben. Da war ja gar nichts.

Im Buddhismus nennt man den reinen Zustand des Seins, also ohne die Quasselstripppe zu beachten, das Gewahrsam. Im Gewahrsam zu sein, wird also zu Recht unermüdlich geübt. Im Gewahrsam gibt es keine Vergangenheit, keine Zukunft, nur einen unendlichen Raum, der voll und leer zugleich ist. Ein spannendes Unterfangen, mit dem man sich gerne mal beschäftigen sollte.

Die innere Stimme ist die Stimme dieses Gewahrsams. Schaust du aus dem Fenster und jemand fragt dich, ob es warm oder kalt ist, könntest du sofort die richtige Antwort geben. Aber wenn man erstmal über die Frage nachdenkt, und die Antwort der Quasselstrippe überlässt, dann würde ich mich nicht auf diese Antwort verlassen.

Das Wissen in uns ... Gesundheit, Spiritualität und Lebensfreude

In vielen spirituellen oder ganzheitlichen Verfahren arbeitet man mit diesem Zustand des Gewahrsamseins. Ein Praktiker versucht dann, mit deinem Selbst in Kontakt zu treten oder hilft dir dabei, das du selbst mit dir in Kontakt tritts. Das denkende Selbst, die Quasselstrippe, kann uns das Leben nämlich ganz schön schwer machen und viele Menschen sind nicht mehr ihr Selbst, sondern identifizieren sich mit ihrer Quasselstrippe.

Ein schönes Beispiel aus der Kinesiologie:

Stell dich einmal gerade hin. Atme ein paar Züge tief ein und wieder aus, entspanne dich und komme zur Ruhe. Stelle dir eine Frage, deren Antwort du bereits kennst. Mein Name ist .., ich esse gerne Pizza ... so etwas in der Art. Ist deine Antwort wahr, wirst du fest und gerade stehen. Ist deine Antwort aber falsch, wirst du leicht nach hinten kippen. Wenn man eine schwierige Entscheidung treffen muss, kann man mit dieser Methode schnell herausfinden, was man eigentlich möchte.

Tipps für den Alltag

1. Meditieren üben

Du hast es ja schon geahnt, oder besser gesagt, du weißt es ja schon - übe Meditieren. Das hilft dir nicht nur dabei, mit deinem Selbst besser im Kontakt zu sein, sondern es hat noch viele weitere positive Wirkungen. Beim Meditieren gerätst du in den Alpha-Modus deines Gehirns. Das baut Stress ab. Findest du Meditieren blöd, beginne damit, regelmäßig etwas zu tun, worin man regelrecht versinkt. Das hat den gleichen Effekt. Malen, Musizieren, Puzzeln ... Das sind Dinge, bei denen man sich darauf konzentiert was man tut und hat keine Gelegenheit, sich mit seinen Gedanken zu beschäftigen.

2. Entscheidungen treffen mit zwei Blatt Papier

Du kannst dich nicht entscheiden, ob es heute Abend Suppe oder Salat geben soll? Dann nehme zwei Blatt Papier. Auf einem steht Suppe, auf dem anderen Salat. Dann stelle dich erst auf das eine, dann auf das andere und spüre in dich hinein. Du wirst merken, das sich beides unterschiedlich anfühlt. Wer schon etwas mehr Übung hat und sich für spirituelles Arbeiten interessiert, kann die beiden Blätter übrigens auch umdrehen. So das man nicht weiß, auf welchem man steht. Wer Kontakt zu sich hat, wird zum gleichen Ergebniss kommen.

3. Donner und Blitz Übung

Wer Schwierigkeiten damit hat, seine Quasselstrippe zum Schweigen zu bringen, kann die Donner- und Blitz Übung probieren. Stelle dir vor, du siehts, wie ein Blitz am Himmel aufleuchtet. Ganz automatisch hält man nun inne und lauscht auf den unmittelbar zu erwartenden Donnerschlag. Diese Spanne zwischen Blitz und Donner ist immer ein Moment des Gewahrsamseins. Die Welt bleibt ganz kurz stehen und ist frei von jedem Gedanken. Das kann man wunderbar abends üben, wenn man bereits im Bettchen liegt. Zögere die Momente zwischen Blitz und Donner immer weiter hinaus, so wird es dir schon bald mit der Meditation gelingen.